Schilddrüse:

Lange stand sie im Hintergrund, doch in den letzten Jahren hat die Schilddrüse viel an Aufmerksamkeit gewonnen. Das Gleiche gilt für Selen, das eng mit der Schilddrüse verbunden ist: Der Mikronährstoff unterstützt das Organ nämlich massiv bei seiner Arbeit. Wie das Zusammenspiel von Selen und Schilddrüse läuft, wird in diesem Beitrag gezeigt.

• Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?
• Warum ist Selen essenziell?
• Was bewirkt Selen innerhalb der Schilddrüse?
• Welche Lebensmittel enthalten Selen und wie hoch ist der Bedarf?
• Fazit

Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?

Die Schilddrüse befindet sich im Hals hinter dem Schildknorpel, einem der Kehlkopfknorpel. Sie hat die Form eines Schmetterlings und ist mit 20 bis 30 Gramm ein Leichtgewicht. Mit ihren zwei Seitenlappen legt sich die Schilddrüse wie ein Hufeisen um die Luftröhre. Damit sie beweglich bleibt, ist sie von einer Kapsel aus Bindegewebe umhüllt.

Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Drüsen im menschlichen Organismus. Sie produziert Hormone und gibt diese direkt ins Blut ab. So gelangen die Botenstoffe schnell an ihr Ziel. Sechs Liter Blut fließen jede Stunde durch die Schilddrüse.

Die Hormone, die von der Schilddrüse ausgeschüttet werden, steuern zahlreiche Vorgänge im Körper, was die Wichtigkeit des Organs unterstreicht. Sie wirken sich unter anderem auf das Herz-Kreislaufsystem, die Darmfunktion, die weiblichen Geschlechtsorgane, die Nebennieren, die Fettverbrennung und die Muskelaktivität des Körpers aus. Bei Erwachsenen ist die Schilddrüse das Organ mit der höchsten Menge an Selen pro Gramm Gewebe.

Warum ist Selen essenziell?

Das Spurenelement Selen zählt zu den lebensnotwendigen Nährstoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Denn: Der Körper kann sie nicht selbst herstellen. Selen hat vielfältige Aufgaben im Organismus. Es ist daran beteiligt, dass das Immunsystem und die körperliche Abwehr funktionieren. Darüber hinaus trägt der Stoff zur Erhaltung der Haare und Nägel bei und ist bei Männern wichtig für die Bildung der Samenzellen. Als Antioxidans leistet Selen einen wichtigen Beitrag, um die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen. Dieser beschleunigt nicht nur Zellschäden und den Alterungsprozess, sondern wird mit zahlreichen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Leiden, Arthritis und Krebs in Verbindung gebracht. Selen hat zudem einen großen Einfluss auf die Funktion der Schilddrüse.

Was bewirkt Selen innerhalb der Schilddrüse? 

Die Schilddrüse und das Selen sind ein starkes Team. Mehrere Arten von sogenannten Selenoproteinen sorgen dafür, dass die Produktion von Hormonen in der Schilddrüse optimal verläuft:

Zunächst ist hier Glutathionperoxidase zu nennen, kurz als GPx bezeichnet. Diese Gruppe von Hormonen schützt die Zellen vor oxidativem Stress, zum Beispiel durch Wasserstoffperoxid, das auf diesem Weg Schädigungen an der Schilddrüse verursachen kann. GPx baut überschüssiges Wasserstoffperoxid ab, welches nicht für die Hormonproduktion gebraucht wird. Damit GPx diese Wirkung entfalten kann, muss ausreichend Selen vorhanden sein. Selen schützt somit das Schilddrüsengewebe und beseitigt freie Radikale. Freie Radikale sind aggressive Stoffwechselprodukte, die zellschädigend wirken.

Darüber hinaus mischt Selen als Bestandteil des Enzyms Thyroxin-5-Dejodase bei der Aktivierung der Schilddrüsenhormone mit. Thyroxin-5-Dejodase wandelt das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) in die aktivere Form T3 (Trijodthyronin) um. Zu niedrige T3-Werte sind ein Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), während erhöhte T3-Werte oft eine Schilddrüsenüberfunktion anzeigen (Hyperthyreose). Die beschriebenen Wirkungen von Selen innerhalb der Schilddrüse belegen den enormen Einfluss, den der Mikronährstoff auf den Stoffwechsel der dort produzierten Hormone hat.

Störungen der Schilddrüsenfunktion sind mit zahlreichen Symptomen verbunden, was deutlich macht, wie wichtig Selen für die Gesundheit ist. Eine Studie bringt beispielsweise einen Mangel an Selen und Zink mit einem Knotenstruma in Verbindung, also einer vergrößerten Schilddrüse mit Knoten. 

Auch Jod ist für eine funktionierende Schilddrüse unverzichtbar. Gemeinsam mit Selen hält Jod die Schilddrüse funktionstüchtig. Fehlt einer dieser Stoffe – oder fehlen beide –, führt das zu Verschiebungen auf Ebene der Schilddrüsenhormonproduktion mit weitreichenden Konsequenzen für Stoffwechselprozesse. Auch bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto spielt die Versorgung mit Jod und Selen eine wichtige Rolle. 

Welche Lebensmittel enthalten Selen und wie hoch ist der Bedarf?

Die Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr besagen, dass Erwachsene 55 bis 70 Mikrogramm Selen pro Tag benötigen. Der Selen-Bedarf von Stillenden liegt bei 75 Mikrogramm täglich. Tierische Lebensmittel, die Selen enthalten, sind zum Beispiel Eier, Emmentaler, Thunfisch, Hähnchenfleisch und Rinderfilet. Tierische Lebensmittel sind als zuverlässige Selenlieferanten bekannt, da Tierfutter in der EU mit Selen angereichert werden darf. Der Selengehalt pflanzlicher Lebensmittel variiert sehr stark, da er vom Selengehalt der Böden abhängig ist. Diese gelten in Europa als eher selenarm. Daher sollten Flexitarier, Vegetarier und Personen, die sich Plant based ernähren, ihre Selenzufuhr unbedingt im Blick behalten. Pflanzliche Lebensmittel, die Selen liefern, sind zum Beispiel Paprika, Zwiebelgemüse, Hülsenfrüchte, Pilze und Kokosnuss. Wer tiefer in das Thema Selen und Lebensmittel eintauchen möchte, findet hier weiterführende Informationen.