Vollwertige Ernährung:

Das steckt wirklich hinter dem Ernährungskonzept

Veröffentlichung 22. März 2023
 

Wenn es darum geht, gesund zu essen, kommt man um den Begriff vollwertige Ernährung nicht herum. Doch was hat es eigentlich mit dieser Ernährungsweise auf sich? Welche Lebensmittel sind bei einer vollwertigen Ernährung erlaubt? Ist vollwertige Ernährung das gleiche wie Vollwertkost? Hier gehen wir diesen Fragen auf den Grund und erklären beide Ernährungskonzepte. Erfahre jetzt, wie eine vollwertige Ernährung im Alltag aussieht und warum die Grundgedanken der über 50 Jahre alten Vollwertkost aktueller denn je sind.

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Vollwerternährung und vollwertiger Ernährung?

Vollwerternährung und vollwertige Ernährung liegen sprachlich sehr nah beieinander. Sie sind jedoch keine Synonyme, sondern beschreiben ähnliche Ernährungskonzepte.

Aber der Reihe nach …

Die Vollwerternährung hat ihre Ursprünge in den siebziger Jahren. Federführend bei der Entwicklung dieser Ernährungsweise waren die Ernährungswissenschaftler Prof. Claus Leitzmann, Dr. Karl von Koerber und Thomas Männle. Im Mittelpunkt der Vollwerternährung stehen überwiegend pflanzliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel. Demnach sind Obst und Gemüse, Vollkorngetreide sowie Hülsenfrüchte erste Wahl. Ergänzt wird die Vollwerternährung durch Milch und Milchprodukte. Fleisch, Fisch und Eier spielen eine sehr untergeordnete Rolle. Eine große Besonderheit ist, dass bei der Vollwerternährung die Hälfte aller gegessenen Nahrungsmittel frisch sein sollen. So werden die Nährstoffe am besten erhalten. Neben rohem Obst und Gemüse wird auch unerhitztes Getreide, zum Beispiel eingeweicht als Frischkornmüsli oder als Keimlinge, empfohlen. Zu den frischen Lebensmitteln zählen auch Nüsse, Samen und Saaten sowie unerhitzte Vorzugsmilch.

 

Was sind die gesundheitlichen Vorteile von Vollwerternährung?

Eine Studie des Instituts für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen bestätigte Anfang der neunziger Jahre final die gesundheitlichen Vorteile der Vollwerternährung. 243 Frauen, die über fünf Jahre lang nach den Empfehlungen der Vollwerternährung aßen, wurden mit einer Gruppe von 175 Frauen verglichen, deren Ernährung dem Bundesdurchschnitt entsprach. Das Ergebnis: Die Probandinnen, die sich nach den Regeln der Vollwertkost ernährten, erreichten die allgemeinen Empfehlungen zur Vorbeugung von ernährungsabhängigen Erkrankungen ohne Probleme. Die hohe Zufuhr der antioxidativ wirkenden Vitamine E und C sowie an Carotinoiden wirkte sich positiv auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs aus. Die Blutfettwerte der Vollwertkost-Probandinnen waren besser – eine gute Ausgangsposition, um langfristig Fettstoffwechselstörungen wie Arteriosklerose zu vermeiden.

Über die Ernährung hinaus wurde festgestellt, dass die Vollwertköstlerinnen im Gegensatz zu den Mischköstlerinnen einen allgemein gesundheitsbewussten Lebensstil führten: Sie hatten weniger Übergewicht, tranken weniger Alkohol und rauchten kaum.

 

Was sind weitere Gründe für die Vollwerternährung?

Für die damalige Zeit revolutionär war außerdem, dass es nicht nur um den Gesundheitswert der Ernährung ging, sondern dass sie auch im Einklang mit ökologischen und sozial gerechten Faktoren stehen sollte. Dazu gehört es, möglichst saisonale und regionale Produkte aus Bio-Anbau zu kaufen und auf eine gerechte Entlohnung der Mitarbeiter zu achten – heute als „Fair Trade“ bekannt. Der Ansatz, sich nicht nur mit dem auseinanderzusetzen, was auf dem Teller liegt, sondern auch mit der Herstellung, ist aktueller denn je. Dies spiegelt sich auch in aktuellen Umfragen unter Vegetariern wider. Vor allem jüngere Menschen entscheiden sich aufgrund von Nachhaltigkeit und Tierwohl für den Vegetarismus.

 

Wie sind die Regeln für eine vollwertige Ernährung?

Stehen bei der Vollwerternährung die Lebensmittel und ihr Einfluss auf die Gesundheit und das Weltgeschehen im Vordergrund, so bezieht sich die vollwertige Ernährung eher auf die einzelnen Nährstoffe und eine bedarfsgerechte Energiezufuhr. Das Ziel der vollwertigen Ernährung ist es, Leistung und Wohlbefinden zu sichern. Kurzum: Wer sich vollwertig ernährt, der soll sich fit fühlen und es auch bleiben. Rückgrat der vollwertigen Ernährung sind die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Sie stehen für die praktische Umsetzung dieser Ernährungsweise im Alltag. 1956 wurden sie zum ersten Mal formuliert und seitdem immer wieder den aktuellen Erkenntnissen angepasst. 

Charakteristisch für die vollwertige Ernährung ist, dass die energieliefernden Nährstoffe Fette, Kohlenhydrate und Eiweiß in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander sehen. Außerdem soll sie den Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen decken. Es wird auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr Wert gelegt.

Das Ziel der vollwertigen Ernährung lautet, ernährungsbedingte Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen zu vermeiden. Um der Gesamtbevölkerung gerecht zu werden, sind die Empfehlungen allgemein formuliert. Sie bieten ein Grundgerüst für jedermann, das individuell interpretiert werden sollte. Je nach Arbeitsbelastung, Alter oder sportlicher Betätigung ergeben sich andere Gewichtungen und Bedürfnisse. Die vollwertige Ernährung versucht, eine wissenschaftlich abgesicherte Orientierung für alle zu bieten.

 

Fazit:

Vollwertige Ernährung und Vollwerternährung sind unterschiedliche Ernährungskonzepte, die einige Ähnlichkeiten haben. Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte stehen bei beiden hoch im Kurs. Rückt bei der vollwertigen Ernährung die Gesunderhaltung in den Fokus, so schließt die Vollwertkost auch ökologische und soziale Faktoren mit ein – damit ist sie auch heute am Puls der Zeit. Einfache, alltagstaugliche Regeln und Empfehlungen sind das Herzstück beider Ernährungsweisen. 
 

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn. 

https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/

https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb09/institute/VKE/nutr-ecol/forsch/forsch-epid/gi-vollw-studie

https://www.ugb.de/vollwert-ernaehrung/mit-vollwertkost-gut-versorgt/

https://www.ugb.de/vollwert-ernaehrung/giessener-formel/ 

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