Ist Essen Kunst?

Gute Frage. Wir beantworten sie mit einem klaren Jein. Womit wir sagen wollen, dass Nahrungsaufnahme nicht per se etwas Künstlerisches hat. Wenn jedoch verzweifelte Eltern aus Obst- und Gemüsesticks ein lustiges Bild auf den Teller ihres Sprösslings zaubern, damit dieser mit Freude die gesunden Zutaten isst, wird es bereits deutlich kreativer. Mittlerweile gibt es sogar einige Eltern, die als Food-Artisten Tausende Instagram-Follower begeistern oder sogar Gestaltungsaufträge von Firmen bekommen. Zu ihnen gehören zum Beispiel Ida Frosk, Lee Samantha und Mark Northeast. Kein Wunder, leben wir doch in Zeiten, in denen #food und #foodporn millionenfach angeklickt werden und die „Instagramability“ des selbst zubereiteten Essens oder des Restaurantbesuchs eine große Rolle spielt. Die Devise „erst fotografieren, dann essen“ ist Teil unseres Smartphone-Alltags geworden. Vielleicht hast du ja auch mal Lust, deiner Fantasie freien Lauf zu lassen und aus deiner Küche kurzerhand ein Atelier zu machen? Wir haben’s schon ausprobiert und hatten jede Menge Spaß – dem einst mahnenden Satz „Mit Essen spielt man nicht“ zum Trotz. Geschmeckt hat’s auch.

Die Darstellung von Lebensmitteln in der Kunst reicht viele Jahrhunderte zurück. Schon im Alten Ägypten gab es Wandmalereien mit Darstellungen von Lebensmitteln. Berühmt sind auch die europäischen Mahlzeitenstillleben aus dem 17. Jahrhundert. Die Gemälde erzählten dem Betrachter nicht nur etwas über die Essgewohnheiten der Oberschicht, sondern waren reich an Symbolik. Die Menschen der damaligen Zeit waren sehr gut darin, solche „Bilderrätsel“ richtig zu deuten. Sie wussten genau, was es bedeutete, wenn edles Geschirr und wertvolle, importierte Lebensmittel abgebildet wurden oder Vanitas-Symbole der Vergänglichkeit wie leere Gläser, verwelkte Blumen, eine erloschene Kerze. Da Salz lebensnotwendig ist, galt es übrigens als Symbol für Christus.

Aber auch in der jüngeren Kunstgeschichte spielen Nahrungsmittel eine große Rolle. Genau wie damals geht es dabei oft um die Aspekte Genuss und Verführung einerseits, Zerfall und Vergänglichkeit andererseits. Allerdings wird das Essen nicht illusionistisch dargestellt, sondern häufig selbst zum Material. Manchmal provokant und erklärungsbedürftig, wie der berühmte Stuhl mit Fett von Joseph Beuys, manchmal ausgesprochen lecker, wenn die Schokoladenskulpturen der Künstlerin Sonja Alhäuser noch während der Vernissage gegessen werden dürfen. Begründer der so genannten Eat Art war 1968 Daniel Spoerri, der ganze Tische mit Resten einer Mahlzeit an die Wand hängte. Hätte ein flämischer Stilllebenmaler in die Zukunft reisen können, wäre er von diesem Anblick sicher verstört gewesen. Und was hätte der erstaunte Künstler wohl zu Toast gesagt, auf dem das eigene Gesicht zu sehen ist? Oder zu einer mit Klebeband an der Museumswand befestigten Banane? 2010 wurde von Alexa Perrin in London die Experimental Food Society ins Leben gerufen – eine Gruppe von Künstlern, Designern, Köchen und Wissenschaftlern, die allesamt Foodfans sind und die kulinarische Wahrnehmung der Menschen durch faszinierende Objekte und Experimente verändern wollen. All dies konnte selbst Andy Warhol noch nicht ahnen, als er 1962 die berühmte Bildreihe mit Campbell’s Suppendosen schuf und damit für Aufruhr in der Kunstwelt sorgte.

Natürlich spielt unter all den Lebensmitteln auch immer wieder das Salz eine Rolle in der Kunst, egal, ob es nur abgebildet oder als Material verwendet wird. Die israelische Bildhauerin, Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau beispielsweise schuf während ihrer „salt years“ einzigartige Objekte, indem sie Gegenstände durch Tauchen ins Tote Meer mit einer Salzkruste überzog. Eine ebenso politische wie persönliche Arbeit – und beeindruckend schön.

Am bekanntesten allerdings ist sicherlich der Salzteig, der sich wunderbar zum Basteln mit Kindern eignet. Falls du mal wieder Lust darauf hast, ist hier das Rezept: Zum Herstellen der Modelliermasse einfach eine Tasse AlpenSalz mit zwei Tassen Mehl und einer Tasse Wasser mischen, und schon kann’s losgehen mit dem kreativen Gestalten. Unser Tipp: Mit etwas Speiseöl wird der Teig geschmeidiger und mit Lebensmittelfarben oder Gewürzen lässt er sich bunt einfärben. Die fertigen Objekte müssen nur noch gebacken werden. Zum Verzehr sind sie natürlich nicht geeignet. Aber da wir jetzt bei Salz und Teig angekommen sind, haben wir natürlich noch eine andere Idee für dich – und zwar eine sehr leckere! Unsere sommerliche Galette mit gesalzener Ahornsirup-Eiscreme und Früchten ist nicht nur für Naschkatzen ein absoluter Traum. Es wäre wirklich eine Kunst, diese süße Verführung nicht gleich ganz aufzuessen.

Wir wünschen Dir einen kun(s)terbunten und genussvollen Sommer!

Dein Bad Reichenhaller Social Media Team

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